Schlafstörungen

Umweltbedingte Ursachen:

  • Stress, Erwartungsdruck aus Beruf und Familie, überzogene Zielvorgaben
  • Schichtarbeit.

Organische Ursachen:

  • Schmerzen, akut oder verursacht durch chronische Krankheiten,
  • körperliche Unruhe
  • Nebenwirkung von Medikamenten,

Ursachen im Zusammenhang mit der Lebensführung:

  • der Konsum von koffeinhaltigen Lebensmitteln, Alkohol und Drogen,
  • allgemeine Unzufriedenheit mit der Lebenssituation,
  • ständige Sorge und Grübeln

Schlafstörungen können auch ein Anzeichen für Burnout sein. Hier empfehle ich Ihnen unser Seminar Burnout-Prävention mit Kunsttherapie – Schöpfe Kraft aus kreativen Aktivitäten. Dieses Seminar kann auch als Bildungsurlaub/Bildungszeit nach dem Bildungszeitgesetz gebucht werden. Arbeitnehmer*Innen haben jährlich einen gesetzlichen Anspruch darauf.

Burnout

Burnout bedeutet wörtlich ausgebrannt sein und geht mit emotionaler Erschöpfung, einem Gefühl von Überforderung sowie reduzierter Leistungszufriedenheit und verminderter Leistungsfähigkeit einher. Burnout-Syndrome können mit eher unauffälligen Frühsymptomen beginnen wie Schlafstörungen, ständige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, fehlende Motivation. Im weiteren Verlauf kommt hinzu: Alles fühlt sich schwer an, man ist ausgelaugt und erschöpft, will nicht zur Arbeit, kann nicht mehr, hat keine Kraft mehr, fühlt sich schwach, kraftlos und ist leicht reizbar. Burnout-Betroffene haben häufig das Gefühl, trotz Überlastung nicht viel erreichen oder bewirken zu können, sie erleben Misserfolg. Zynismus oder Gleichgültigkeit gegenüber Menschen kann sich als Grundgefühl einstellen oder ein Gefühl von neben sich stehen, von nicht richtig hier sein kann auftreten. Burnout kann bis hin zum Nervenzusammenbruch, nicht mehr aus dem Bett kommen, völliger Arbeitsunfähigkeit, innere Leere oder Suizid führen. Im ICD-11 ist Burnout als Syndrom aufgrund von „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“ benannt und auf Erfahrungen am Arbeitsplatz beschränkt. Folgekrankheiten können Angsterkrankungen, hoher Blutdruck (Hypertonie), Depressionen, Tinnitus, Medikamentenabhängigkeit, Multiple Sklerose, Krebs, beginnende Demenz und Psychosen sein.

Als Ursachen oder Risikofaktoren für Burnout gelten Stress, zu hoher Mental Load, Perfektionismus, die Unfähigkeit zur Abgrenzung und die Frustration eigener Erwartungen. Besonders gefährdet sind Manager*innen und soziale Berufe, bei denen mit Menschen gearbeitet wird, die sich in emotional belastenden Situationen befinden wie Sozialarbeiter*innen, Lehrer*innen, Psychotherapeut*innen, Coaches und Mitarbeitende in sozialen Einrichtungen.

Zur Vorbeugung und bei ersten Anzeichen von Burnout empfehlen wir unseren Kurs Burnout-Prävention mit Kunsttherapie als Bildungsurlaub (hier klicken)

BDSM

Interview zu BDSM


Wie würden Sie BDSM einordnen – ist es ein Fetisch, eine sexuelle Neigung oder eine Sexualität?

BDSM ist eine Sexualpräferenz, also eine sexuelle Neigung bezüglich der sexuellen Praxis.

Ein Fetisch ist die sexuelle Besetzung eines unbelebten Gegenstandes, ein Schuh zum Beispiel.

In der öffentlichen Wahrnehmung wird Fetisch oft in den Bereich BDSM mit eingeordnet.

Genau genommen gehört er aber nicht zur Bedeutung von Bondage+Disciplin, Dominance+Submission, Sadism+Masochism (BDSM).

Beides ist nur dann eine Störung im klinischen Sinn, wenn es einen Leidensdruck gibt – bei der Person selbst, in ihrer Partnerschaft oder bei Selbst- oder Fremdgefährung.
 
Apropos, wie genau entstehen unsere sexuellen Neigungen und Fetische?


Dazu gibt es keine eindeutigen Ergebnisse, sondern noch viel Forschungsbedarf.

Die ersten Berührungspunkte mit Sexualität spielen häufig eine große Rolle. Wie ist man dem Schwarm nah gekommen? In welcher Umgebung? Was hat man zusammen gespielt? (Räuber und Gendarm, Fesseln an dem Marterpfahl, Prinzessin und Diener) Aber auch Gewalterfahrungen in der Kindheit und Lernerfahrungen im Laufe des Lebens tragen zu den sexuellen Vorlieben bei.

Fetische sind häufig Ersatz für das ursprüngliche Liebesobjekt, also Liebesperson in dem Fall. Dieser Ersatz kann dann ein Gegenstand sein, den man von der unerreichbaren Person zurückbehalten hat, oder eine Art von Stoff, der ihrer Kleidung oder ihrer Haut ähnlich ist.

Fetische können auch die Manifestation eines Triumphes über eine frühere traumatische Erfahrung werden, indem der symbolische Gegenstand erotisiert wird, der für das Problem oder seine Lösung steht. Der Fetisch ist dann nicht das Problem, sondern die Lösung, welche die Psyche sich selbst geschaffen hat.

Oder ein Fetisch kann etwas sein, das für die Person die Liebe der Eltern symbolisiert, etwa weil ein Gegenstand häufig dabei war, wenn man eine liebevolle oder besondere Zeit miteinander verbracht hat, Luftballons zum Beispiel.

In meiner Praxis lässt sich die Entstehung eines Fetisch häufig sehr gut nachvollziehen anhand der Erzählung über eindrückliche erregende Erlebnisse in der Kindheit und wenn ich danach frage, welche Bedürfnisse sich die Menschen beim Sex erfüllen wollen.

Masochistische Neigungen – also die Erotisierung von Schmerz – kann aus einer gewaltvollen Behandlung durch Bezugspersonen in der Kindheit entstehen. Kann! Es muss nicht so kommen. Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Kindheitserlebnisse und entwickeln unterschiedliche Wege, damit umzugehen. In meiner Praxis habe ich jedoch eindeutige Fälle, bei denen es so gelaufen ist.


Welche Vorurteile über BDSM hören Sie häufig?

Häufige Vorurteile sind: Die Leute haben alle ein Rad ab. Sie wurden als Kinder missbraucht. Wobei man nicht ausschließen kann, dass Missbrauch auf einige zutrifft.

Medial werden die Bilder von kriminellen Serienmördern und Sadisten mit der BDSM-Szene vermischt. BDSM-Filme enden fast immer schrecklich für die Protagonisten und die BDSM-Szene im Film ist dekadent und auf dem Weg ins Verderben. Der Film „Secretary“ ist eine positive Ausnahme.
 
Passiert es, dass Patient*innen sich für ihre Neigung zu BDSM schämen? Wie helfen Sie diesen Menschen in Ihrer Praxis?


Ja, das kommt vor, wenn die Klienten den Eindruck haben, ihre Neigung ist Ihnen entglitten oder wenn Sie bei einer heimlichen Ausübung erwischt worden sind. Andere Menschen, die mit einer bewussten BDSM-Thematik zu mir kommen, sind sich ihrer eigenen Neigung schon sicher und stehen zu sich, haben aber einen Konflikt mit dem*der Partner*in und wissen nicht, wie sie mit ihm*ihr darüber reden sollen und wie die gelebte Paar-Sexualität aussehen soll.

Ein Label wie „BDSM“, „Polyamor“ und so weiter kann helfen, Scham loszulassen. Man weiß, es gibt noch andere Menschen, die auch so sind wie man selbst, also kann man gar nicht so schlimm sein. Vielen Menschen hilft bei Scham und Hemmungen schon das therapeutische offene Gespräch und zu erleben, dass sie nicht verurteilt werden. Manchmal setze ich eine Neigung auch in einen gesamtgesellschaftlichen Rahmen, erkläre wie Neigungen entstehen können, woher ein Stigma kommt und wie andere Menschen mit dieser Neigung umgehen und dabei glücklich sind. Dadurch kommt ein Aha-Effekt und die Scham darf kleiner werden. Oder wir schauen biografisch, wo die Scham herkommt. Wer sagt dass man sich dafür schämen muss? In welcher Zeit ist das passiert? Wer ist man heute?


Ich könnte mir vorstellen, dass es insbesondere feministischen Frauen schwer fällt, sich einzugestehen, dass sie darauf stehen, beim Sex unterworfen zu werden. Können Sie das bestätigen? Was sind Ihre Erfahrungen?


Neben den Schwierigkeiten beim Eingestehen kann es zum inneren Konflikt bei der Ausführung kommen. Wenn Frau eben noch gelernt hat, dass es schlecht ist, sich klein zu machen, dass es für feministische Interessen notwendig ist, Raum einzunehmen, sich durchzusetzen, seine Stimme zu erheben, kann es irritierend sein, dennoch den Wunsch umzusetzen, sich zu unterwerfen.

Der 70er- und 80er-Jahre Feminismus hat sich gegen Pornographie und insbesondere gegen SM-Praktiken gewandt. Aus Sicht der Radikalfeministinnen spiegelten sich in masochistischen Wünschen von Frauen sexistische Machtstrukturen wieder. Eine einvernehmliche Unterwerfung sei nicht möglich und Unterwerfung beim Sex hätte Auswirkung auf das restliche Leben. Wenn Frau dann trotzdem versucht, SM zu praktizieren, kann sie sich wie eine Verräterin am Feminismus vorkommen. Eine modernere feministische Ansicht ist, dass die Selbstbestimmung das höchste Gut ist und emanzipierte Frauen durchaus Unterwerfung genießen können und gleichzeitig selbstbestimmt handeln. Hier kommt es also auch darauf an, woran Frau glaubt, wie gut sie sich selbst kennt und wie sie für sich einstehen kann. Heutige Erfahrungen von Frauen wie Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und beruflicher Erfolg setzen ein gewisses Gegengewicht zur Gefahr einseitiger Beeinflussung ihrer Identität und Selbstwirksamkeit durch SM-Praktiken.


Von außen können BDSM-Beziehungen sehr gewaltvoll wirken. Können Sie für mich Aussagen wie „Er ist mein Sklave” und „Ich habe das Recht über ihren Körper“ einordnen? Wie ist es möglich, trotz solcher Machtgefälle eine gleichberechtigte Beziehung zu führen? 


Eine Art es zu sehen ist, dass in unserer Gesellschaft die Person, die unglücklich ist, jederzeit die Beziehung verlassen kann. Selbst bei Machtgefälle ist es im Interesse der mächtigeren Person, die Bedürfnisse der anderen Person zu berücksichtigen.

Viele Leute trennen, was in den Rollen passiert und was sonst in der Beziehung passiert. Im Schlafzimmer spielen sie ihre Rollen und ansonsten sind sie so wie andere Beziehungen auch. Die Menschen, die den Anspruch haben 24/7 – also 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche – in Ihren BDSM Rollen zu bleiben dürften eine Minderheit sein.

Eine andere Art es zu sehen: Das „Recht“ auf einen anderen Körper oder die Aussage „Ich bin Dein Sklave“ ist eine Einladung, die Vertrauen und Begehren ausdrückt und viele Hürden aus dem Weg räumt, die dieses Paar nicht braucht und sich dann einen direkteren und intensiveren Zugang ermöglicht. Das gespielte nicht-mehr-gefragt-werden ob man etwas will, kann ein besonderes Gefühl des Begehrtwerdens vermitteln. Wichtig ist zu sehen, dass de facto die Sub-Person dennoch ihre Wünsche und Grenzen äußert, durch Gesten, Codewörter, Vor- und Nachgespräche zum Spiel.


Gibt es Ihrer Erfahrung nach Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, dass Grenzüberschreitungen bei BDSMler*innen häufiger passieren als bei Menschen, die diese Neigung nicht haben? 


Da muss man definieren, was Grenzüberschreitungen sind. Wenn man sagt, schlagen ist eine Grenzüberschreitung, dann ja. Dass Grenzen überschritten werden ohne Zustimmung des anderen: eher nicht. Das liegt an dem Einvernehmlichkeits-Prinzip (Consent), dass der wichtigste Bestandteil der BDSM-Kultur ist. Die Szene trägt sehr deutlich das Bild nach außen: Bei uns passiert alles mit Consent. Viele bekommen aber einen Kick daraus, wo der Übergang zum nicht-Consent ist. Die Szene wirkt als soziale Kontrolle. Wenn jemand gegen den Willen seiner*ihrer Spielpartner*innen Grenzen überschreitet riskiert die Person ihren guten Ruf und überhaupt noch Spielpartner*innen zu finden. Dennoch kann so ein Korrektiv Übergriffe im privaten Rahmen nicht verhindern und übergriffige Menschen, die sich nicht in einer Szene bewegen, können durch diese auch nicht abgestraft werden.

In „normalen“ Beziehungen gibt es auch eine Menge Grenzüberschreitungen, insbesondere wenn Kommunikation über sexuelle Handlungen nicht vorhanden ist.


Welche Stärken haben viele Paare, die gemeinsam BDSM praktizieren?


Es gibt eine größere Wahrscheinlichkeit, dass sie über ihre Sexualität explizit kommunizieren. Im Idealfall können sie viele Anteile von sich ausleben und erforschen, können sie Körperempfindungen und Gefühle in der Praxis auf den Punkt bringen und intensiv durchleben, können sie schwierige Anteile erobern und integrieren.

Wenn Subs mit Gegenständen geschlagen werden, ist das strafrechtlich relevant. Wie ist Ihr Eindruck, was macht es mit Menschen, wenn sich ihre Sexualität an der Grenzen der Legalität befindet?


Zu mir kommen nur Menschen, die ein Problem haben, die anderen sehe ich nicht. Bei denen die kommen: Einerseits Unsicherheit, Grübeln, sich in Frage stellen und manchmal eine demonstrative Verteidigungshaltung. Es gibt andererseits auch einen Reiz des Verbotenen und die Identifikation mit einer Gruppe, die etwas Besonderes ist, und die Abgrenzung zu „den Normalen“. Manche haben Konflikte mit dem eigenen Selbstbild, sie begehren eine sexuelle Praktik, möchten aber nicht so eine Person sein, die den Partner * die Partnerin so behandelt.


Welche Aspekte von BDSM fehlen Ihnen in der öffentlichen Wahrnehmung und der Berichterstattung?

BDSM wird sehr oft als negativ, düster, krank, tragisch und humorlos dargestellt. Es fehlt in der Öffentlichkeit das Liebevolle, das Zärtliche, der Humor, dass die Leute eigentlich ganz normale Menschen sind, und nicht auf dem Weg zum Serienmörder sind. Sie sind lustig, gut drauf, vielseitig. In Berlin sind die Akademiker massiv übervertreten in der Szene.

Es gibt Bereiche, in denen sichtbar wird, dass der Übergang fließend ist und dass BDSM nicht klar von der restlichen Gesellschaft abgetrennt ist: Fesselkunst als Kunst und als Herstellung von Gehaltensein. Playparties die sich nur wenig von Kostümfesten, Tanzparties oder sozialen
Netzwerk-Events unterscheiden. Tantra und Sex-Positive Räume, die mit BDSM den expliziten Szene-öffentlichen Sex und intensive Körpererfahrungen gemeinsam haben.

Es gibt noch keine Normalität für BDSM. Bei Homosexuellen sind wir es gewohnt, dass sie in der Öffentlichkeit geoutet sind. Wir hatten einen schwulen Berliner Bürgermeister, einen Außenminister, einen Gesundheitsminister. Wie viele BDSM-Leute kennt man in öffentlichen Positionen?

Wie gehen Sie als Beziehungs- und Sexualtherapeutin vor, wenn Menschen mit einem Konflikt mit BDSM zu Ihnen kommen?

Wenn es eine lange verheimlichte aber unwiderstehliche Vorliebe ist, die plötzlich ans Licht kommt, weil zum Beispiel der eine Partner den anderen dabei erwischt hat oder Material gefunden hat, dann fühlt sich der unwissende Partner wahrscheinlich betrogen und die Beziehung hat einen Riss. In diesem Fall muss zunächst einmal Wiederaufbauarbeit für das Vertrauen geleistet werden, Gefühle müssen wahr- und angenommen werden. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, einen Teil des zuvor Verschwiegenen in die Beziehung zu integrieren. Dass der zuvor unwissende Partner sofort freudig alles umsetzt, was der andere ihm verschwiegen hat, ist unwahrscheinlich. Hier muss man fragen, welche Bedürfnisse hinter den gewünschten Praktiken stehen, nach welchen Gefühlen und Erlebnissen sich die Partner sehnen und dann gemeinsam schauen, wie diese anders erreicht werden können. Außerdem, ob es noch andere Vorlieben gibt, die kompatibler sind und weiter ausgebaut werden könnten, und wie sich Erotik aus Zugewandtheit und liebevollem Kontakt entwickeln kann.